Ein kleines Gespräch mit Evio und Angelo Cadorin, Inhaber des Weinguts "Le Favole".
Beginnen wir mit den Anfängen: Wie ist das Weingut "Le Favole" entstanden?
EVIO - Ich glaube, dass "Le Favole" irgendwie ein notwendiger Punkt in unserer Familiengeschichte sind. Mein Großvater besaß ein wenig Land. Ich erinnere mich an einen Weinberg, fünf Kühe und eine Alm auf der Hochebene. Dann an meinen Vater, der in den sechziger Jahren in Sacile Fernseher reparierte. Er hatte die Landwirtschaft aufgegeben, weil es damals schwer war, eine Familie nur mit Feldarbeit zu unterhalten. Später arbeitete er für die Elektrizitätsgesellschaft ENEL, aber seine Liebe zum Boden hat er nie verloren. Ich kann mich erinnern, dass er die Samstage und die Sonntage damit verbrachte, jenes Stückchen Land, das er besaß, zu bebauen, und mein Bruder Angelo und ich halfen ihm. Es war mühsam. Wir machten einfache Sachen, aber jene Tage, die wir in Berührung mit der Natur verbrachten, haben mich wahrscheinlich gezeichnet. Als ob wir in jenen unschuldigen Jahren unbewusst jenem Boden ein Versprechen gegeben hätten.
Eure Berufung zur Landarbeit ist also tief verwurzelt, aber nach dem Schulabschluss war das Land nicht sofort eure Zukunft.
EVIO - Stimmt. Nach meinem Schulabschluss bin ich in die Fußstapfen meines Vaters getreten. Ich habe mich mit Elektronik beschäftigt. Ich will mich kurz fassen. Nach kurzer Zeit als Arbeitnehmer habe ich mich selbständig gemacht. Ich reparierte Fernseher, machte CB-Funkanlagen und einige UKW-Radios für die Industrie... kurz gesagt, ich habe mich ins Zeug gelegt. Aber ich glaube, es gibt etwas Wichtiges zu sagen...
Was denn?
EVIO - Schon als Kind war ich sehr neugierig, wie die Dinge funktionierten. Ich glaube, ich habe jeden Gegenstand, der mir in die Hände fiel, zerlegt. Und diese Neugier, dieses Bedürfnis, die Dinge gründlich zu verstehen, war dann für meine Tätigkeit in "Le Favole" sehr wichtig.
ANGELO - Natürlich, und während er Sachen zerlegte, plagte ich mich auf dem Feld ab…
Erzählen wir weiter.
EVIO - Die Wende fand um 1988 herum statt. In jenen Jahren beobachtete ich die Bereiche, in denen ich bereits tätig war, und merkte, dass es verschiedenen Situationen gab, in denen eine Funksteuerung aufgrund möglicher Gefahren oder zur besseren Koordinierung eine sehr erfolgreiche Neuerung sein könnte. Ich arbeitete bereits auf dem Gebiet der Funkübertragung und hatte daher eine gewisse Kompetenz, also fing ich an, mich mit dem Problem zu beschäftigen. Ich will es kurz machen, deshalb sage ich nur, dass ich durch ständige Versuche mit dem Problem fertig wurde. Und mit großer Befriedigung.
Wann kam der Moment von "Le Favole"?
ANGELO - Unser Betrieb lief gut. Wir konnten ein ständiges Wachstum verzeichnen. So beschlossen mein Bruder und ich, die Investitionen zu differenzieren, das Risiko zu teilen. Wir dachten, dass die Welt der Landwirtschaft die richtigen Merkmale hatte, um diese Bedürfnisse zu erfüllen.
Warum sprechen Sie von Landwirtschaft und nicht von Weingut oder Weinberg?
EVIO - Tatsächlich war es ein landwirtschaftlicher Betrieb, was wir suchten. Ob es sich um Weinstöcke, Saatfelder oder Maisanbau handelte, war für uns nicht relevant. Zumindest dachten wir es. Nur von der Ausdehnung hatten wir eine klare Vorstellung, und dass es möglichst nicht weit von zu Hause weg sein sollte. Jetzt kommt mir der Gedanke, dass diese Gewissheiten nur eine Art Selbsttäuschung waren, denn tief in unserem Herzen war es der Weinberg, der uns rief.
Wie meinen Sie das?
ANGELO - Wir waren in der ganzen friaulischen Ebene auf der Suche und immer gab es etwas, was nicht stimmte. Eines Tages besuchte Evio einen Betrieb in Muzzana del Turgnano. Es wäre ein interessantes Geschäft gewesen, aber wir schlossen es aus, weil wir dachten, es wàre viel zu weit weg von Sacile, wo wir unseren Betrieb hatten. Ein paar Wochen darauf sah er "Le Favole" (in Carlino, noch weiter weg als Muzzana) und war davon verzaubert. Er rief mich an wie... nach einer Erleuchtung. Der Weinberg hatte bis zu diesem Moment nicht im Mittelpunkt unserer Gedanken gestanden, aber als wir auf ihn trafen, begriffen wir, dass wir vielleicht genau das suchten. Er war dort und wartete auf uns. In einer Woche schlossen wir ab, was wir in mehr als einem Jahr nicht geschafft hatten. Der Kreis hat sich geschlossen.
Welche Pläne habt ihr für "Le Favole"?
ANGELO - Wie ich schon sagte, ist das Projekt von "Le Favole" als Investition, nicht als Hobby entstanden. Es ist wichtig, das zu unterstreichen. Und wie bei jeder Investition steht auch hier Untersuchung und Planung dahinter.
EVIO - Wir haben uns sofort gefragt, welche Art von Produkt wir auf dem Markt anbieten wollten, und die Antwort kam von allein. Schon in unserem Unternehmen haben wir eine große Kultur der Qualität (unsere Fernbedienungen z.B. sind TÜV-zertifiziert) und deshalb stand an erster Stelle die Erzeugung von Qualitätsweinen. Wie sollten sie erzielt werden? Mit welchen Reben? Mit welchen Techniken? Die Herausforderung lag vor allem darin. Unseren Mix herauszufinden. Dazu habe ich angefangen, wie ich es als Junge gemacht habe, die Welt des Weins zu "zerlegen". Ich habe studiert, Kurse besucht und Berater angehört, weil es für mich wieder von grundlegender Bedeutung war zu verstehen.
Welches waren damals die Antworten nach diesen ganzen Studien?
EVIO - In erster Linie wollten wir unverfälschte, aber auch für unser Gebiet typische Weine. Deshalb ließen wir den autochthonen Rebsorten viel Raum (z.B. Friulano oder Refosco, oder auch Malvasia, die uns sehr große Befriedigung schenkt). Ich habe sofort verstanden, wie wichtig die Arbeit in den Weinbergen ist. Deshalb arbeiten wir mit begrünten Weinbergen, wir versuchen nie, den Ertrag pro Rebstock in die Höhe zu treiben, und die Weinlese erfolgt ausschließlich von Hand.
ANGELO - Der technologische Teil des Weinkellers wird natürlich sehr gepflegt, wir haben eine eigene Flaschenabfüllanlage, um auch diese Produktionsphase bestmöglich managen zu können. Es erscheint unglaublich, aber auch der richtige Zeitpunkt zur Flaschenabfüllung kann die Qualität des Endprodukts merklich verbessern.
Gehen wir einen Augenblick zurück. Warum Carlino?
EVIO - Abgesehen von der Liebe auf den ersten Blick, wenn wir es so nennen können, hat die Weinerzeugung in Carlino gewiss einen Sinn im Rahmen unseres Projekts. Dieses Gebiet hat eine uralte Weinbautradition, auch wenn sie heute zum Teil in Vergessenheit geraten ist, und daraus ergab sich für uns unter dem Gesichtspunkt der Investition einerseits der Umfang der Möglichkeiten des Gebiets und andererseits ein vorteilhaftes Verhältnis zwischen Kosten und Möglichkeiten. Weiterhin wird uns von einer Weinlese zur anderen klar, dass sich absolute Qualitätsmöglichkeiten ergeben, wenn wir aus den Fehlern lernen und das Betreiben des Weinbergs verbessern. Bei der Pflanzung der neuen Anlagen verwendeten wir, soweit wir konnten, alte Edelreiser für die Sorten Merlot, Friulano und Malvasia. Auch diese Entscheidung gehört zu unserem Qualitätsverlauf. Gerade die Malvasia-Rebe hat als erste deutlich gemacht, was für uns schon reif war. Die erhaltenen Preise, die Auszeichnungen der Führer, die begeisterten Bemerkungen der Kunden sind das genaue Maß für die Richtigkeit unseres Ansatzes. Was mir am meisten Freude macht, ist, dass bei der Auseinandersetzung mit diesem Wein nicht mehr von Wein aus der Ebene oder Wein aus den Hügeln gesprochen wird. Nur sie zählt, und sie ruft Emotionen hervor. Aufgrund ihrer Eleganz, ihrer Feinheit, ihrer Haltung... aber nicht ich müsste das sagen. Auch Merlot und Friulano folgen diesem Weg. Und auch der Sauvignon. Auch er.
Warum Caneva?
ANGELO - Lassen Sie mich antworten. Caneva liegt in der Nähe von zu Hause. Wie Carlino hat es eine bedeutende Weinbauvergangenheit, vor allem im Bereich der Perlweine, ist aber heute noch kaum aufgewertet. In unserem Plan hat es daher eine sowohl strategische als auch gefühlsmäßige Bedeutung. Hier haben wir den Weinkeller gebaut. Ein bezaubernder Ort. Wir haben ihn zum Teil unterirdisch gebaut, um die Auswirkungen auf die Umwelt auf ein Minimum zu reduzieren. Ringsherum liegen etwa sieben Hektar Weinberge, in denen wir die Sorten mit dem Ziel ausgesucht haben, die örtliche Berufung, nämlich Schaumweine, bestmöglich aufzuwerten. Natürlich Prosecco, aber nur oben, und im besten Teil unten haben wir nacheinander Weißburgunder, Chardonnay und Blauburgunder gepflanzt, das Projekt. Das Klima, kühl im Sommer und niemals zu kalt im Winter, die bedeutenden Temperaturschwankungen, die Lage, Roterde und Karstgestein, alles scheint extra dazu gemacht, um einen großen Schaumwein zu erzeugen.
Den Giallo di Roccia?
EVIO - Genau. Den Giallo di Roccia. Die neue Herausforderung. Begeisternd. Ich habe, glaube ich, mindestens hundert Mal gedacht, ich hätte mir von allein die Sprunglatte sehr hoch gesetzt, aber je mehr ich darüber nachdachte, desto mehr war ich davon überzeugt, dass es eine siegreiche Herausforderung sein würde. Mit einem jungen Weingut und jemandem, der aus der Welt der Industrie kommt, das Unternehmen eines darüber hinaus nach der klassischen Methode erzeugten Schaumweins anzugehen, erschien tatsächlich vielen Leuten als ein Glücksspiel oder sogar als Überheblichkeit. Aber es stimmt nicht. Es stimmt wirklich nicht. In diesem Wein liegt viel Forschung und Lernen, viel Bescheidenheit. Viel Pflege. Natürlich erfolgen unsere unternehmerischen Entscheidungen immer mit größtem Augenmerk auf den Markt und seine Entwicklungen, aber in dem Produkt steckt Liebe, wirklich sehr viel Liebe.
Ihre Zukunftspläne?
ANGELO - Die Ziele sind natürlich sehr komplex. Die Absatzförderung des neuen Weins, des Giallo di Roccia, beansprucht in diesem Augenblick die meisten Ressourcen, aber wenn wir unter einem weiteren Blickwinkel überlegen, ist die Mission immer dieselbe.
Und zwar?
ANGELO - In erster Linie immer großes Augenmerk auf Qualität. Ich glaube, die Qualität ist eine Art Mantra des Unternehmens. Ich glaube, wir haben die Mentalität, die Struktur und die Fähigkeiten, um dieses Ziel beharrlich zu verfolgen, außerdem sind wir dabei, den Aspekt der Umweltverträglichkeit des Weins zu vertiefen. Auch das ist ein Detail unserer Arbeit, das nicht nebensächlich ist. Zuletzt ist noch die Förderung des Gebiets zu erwähnen.
EVIO - Der Weintourismus kann uns, glaube ich, viel geben und wir können den Weintouristen viel geben. Zu diesem Zweck haben wir einen Agrotourimus-Betrieb, der mit dem Weinkeller zusammenarbeitet, eben um Gebietskultur zu betreiben: Verkostung unserer Weine und der exzellenten einheimischen Produkte. Triebkraft sein.
Roberto Fresco